Segen zum Jahreswechsel

Gott, der das Licht schenkt,
segne dich mit seiner Gegenwart,
wenn das Alte vergeht und das Neue beginnt.

Gott schenke dir Frieden über das,
was hinter dir liegt,
und Zuversicht für alles,
was vor dir liegt.

Gott lasse sein Licht über dir leuchten,
damit du getröstet und gestärkt ins neue Jahr gehst.
Der Segen des lebendigen Gottes begleite dich auf allen Wegen.

Pfarrerin Antje Armstroff

Das Friedenslicht, das auf dem Bild zu sehen ist, hat uns in Ulrichstein und Feldkrücken von Weihnachten bis ins neue Jahr begleitet. Wer die Predigt zum Altjahresabend an Silvester verpasst hat, kann sie hier nachlesen. (Predigttext ist Jesaja 51,4-6)

I.
Liebe Gemeinde,

Vor einigen Tagen habe ich das Friedenslicht aus Bethlehem in Empfang genommen. Ich habe es auch heute nochmal mitgebracht – es steht hier vorne auf dem Altar. Eine kleine Flamme, die tausende Kilometer gereist ist, um ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung zu sein. Seitdem versuche ich, dieses Licht am Leben zu erhalten. Wenigstens bis ins neue Jahr. Ich bin achtsam, dass es nicht ausgeht, und zünde rechtzeitig eine neue Kerze an. Dabei merke ich, wie viel Aufmerksamkeit es braucht, wie schnell eine kleine Unachtsamkeit die Flamme verlöschen lassen könnte.

Dieses Licht erinnert mich daran, wie flüchtig unsere Zeit ist. Wie eine Kerze, die immer mehr und mehr schwindet, vergeht auch ein Jahr. Und plötzlich stehen wir am Ende und fragen uns: Was bleibt? Was hat wirklich Bestand?

II.
Schon wieder ist ein Jahr vergangen. Draußen knallen die ersten Böller, und die Uhr rückt unaufhaltsam Richtung Mitternacht. Wo ist die Zeit nur hin? Haben wir nicht gerade erst die Adventskränze gebunden? Erntedank gefeiert? An Sommerabenden mit dem Mobilen Frauenkreis draußen auf dem Hof gesessen? Solche Gedanken begleiten viele am Altjahresabend. Die Zeit, so scheint es, zerrinnt wie geschmolzenes Wachs.

„Der Himmel wird wie Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen“ – so beschreibt Jesaja in eindringlichen Bildern die Vergänglichkeit der Welt. Was einmal da war, wird verschwinden.

Das wissen wir, und doch sind wir manchmal überrascht, wie schnell es geht. Wir blicken zurück auf das vergangene Jahr:

Jede und jeder von uns wird andere Erinnerungen haben. Vielleicht denken Sie an schöne Momente – ein Fest, ein Konzert, ein lauer Sommerabend, einen besonderen Gottesdienst, eine Begegnung, die Ihr Herz berührte. Vielleicht war es ein schweres Jahr, geprägt von Verlust oder Krankheit.
Oder eines, in dem sich vieles verändert hat: neue Aufgaben, neue Menschen, neue Herausforderungen. So oder so – dieses Jahr war einzigartig. Es hat Spuren hinterlassen.

III.
Was aber bleibt von all dem? Diese Frage lässt sich kaum vermeiden. Was war wichtig, was vielleicht nur oberflächlich? Jesaja erinnert uns daran, dass alles Irdische vergeht. Er sagt: „Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.“

Das Alte Testament lenkt unseren Blick vom Vergänglichen auf das, was Bestand hat. Gerade da frage ich mich:
Wie habe ich meine Zeit genutzt? Hatte ich Raum für die Menschen und die Aufgaben, die mir wichtig sind? Oder bin ich manchmal zu sehr in die kleinen, alltäglichen Dinge verstrickt gewesen – Mails, To-Do-Listen, Verpflichtungen, die im Nachhinein gar nicht so bedeutsam waren? Und wo war eigentlich Gott in meinem Leben?

Wenn sich Gott mein vergangenes Jahr anschaut – was denkt er sich wohl? Wird er sagen: „Gut gemacht! Hier hast du mit deinem Tun ein Stück meines Lichts in die Welt getragen“? Oder wird er mich ermutigen, es an manchen Stellen anders anzugehen? Gütig und liebevoll, wie es seine Art ist.

IV.
Heute, am Altjahresabend, ist die Zeit gekommen, loszulassen. Das Jahr ist vergangen, wir können es nicht mehr ändern. Aber wir können es in Gottes Hände legen: Das Gute und Schöne, das rufe ich mir in Erinnerung – und bin dankbar dafür. Das nehme ich mit. Das Schwere, das mich belastet, das überlasse ich ihm. Und das Unvollkommene, das schmerzt, das bringe ich vor Gott – mit der Bitte, dass er zusammenfügt und ganz macht, was mir nicht gelungen ist. Im Vertrauen darauf, dass Jesajas Zusage gilt: „Denn Gottes Heil bleibt ewiglich, und seine Gerechtigkeit zerbricht nicht.“

Mit Mut und Vertrauen schauen wir nach vorne. Das neue Jahr liegt vor uns wie ein unbeschriebenes Blatt. Wir können ja nicht alles planen, aber wir können vertrauen, dass Gott uns begleitet. In jedem Schritt auf unserem Weg – egal, was kommt.

V.
Während die Flamme des Friedenslichts weiterbrennt, sehe ich, wie sie uns an Gottes Gegenwart erinnert. Auch wenn das Wachs irgendwann aufgebraucht ist, bleibt die Erinnerung an das Licht. Genauso wird Gottes Heil mit uns gehen, in Höhen und Tiefen, in Licht und Dunkelheit.

Was auch immer 2025 bringen mag: Gott wird da sein. Seine Kraft, seine Gerechtigkeit, sein Heil – sie bleiben. Darauf vertraue ich, an den Tagen, an denen die Sonne strahlt, und an denen, an denen sie sich hinter Wolken versteckt. Sein Licht begleitet uns. Wohin unser Weg im neuen Jahr auch führt.          

Amen.